*** Lissi Hochreiter feiert 50-jähriges Dienstjubiläum im Kinderdorf ***

Ein außergewöhnlich langes Arbeitsleben im Dienst der Kinder und Jugendlichen.

Mit 17 Jahren hat sie unmittelbar nach ihrer Ausbildung angefangen, als Kinderpflegerin im Caritas Kinderdorf in Irschenberg zu arbeiten. Damals plante sie, dort zwei Jahre zu bleiben. Dass daraus ein halbes Jahrhundert geworden ist, erklärt sie auch damit, dass ihr die Kinder so viel geben und sie sich in der familiären Atmosphäre im Kinderdorf wohlfühlt.

Als sie 1974 ihre erste Stelle in einer Kinderdorffamilie antrat, wurde sie gleich ins kalte Wasser geworfen. Die Hausmutter begrüßte sie mit einem „Jetzt habe ich gedacht, du kommst gestern schon.“ Warum sie das sagte, weiß Elisabeth Hochreiter noch gut: „Die wollte mich wohl gerne noch einen Tag mehr einarbeiten, bevor sie in Kur ging.“ So blieben nur zwei Tage zur Einarbeitung und ab ihrem dritten Arbeitstag war die Berufsanfänger allein für die Familiengruppe verantwortlich, die aus fünf Jugendlichen bestand, der älteste war 16 ½, damit nur ein halbes Jahr jünger als sie. „Gott sei Dank, waren das so liebenswerte Jugendliche, die mir alles erklärt haben. Die hätten mich auch voll auflaufen lassen können“, erinnert sie sich.

Damals leiteten die „Schwestern der Heiligen Familie“ das Kinderdorf, die 1972 mit ihren Familiengruppen aus Starkheim bei Mühldorf in das neu gebaute Caritas Kinderdorf in Irschenberg gezogen waren. Das Kinderdorf mit seinen sechs Doppelhäusern war in dieser Zeit eine Errungenschaft für die Jugendhilfelandschaft und damit für die Schwestern und Kinder, die sich zu dritt ein Zimmer teilten und nicht wie in Starkheim in einem Schlafsaal mit 20 bis 30 Kindern schlafen mussten. Insgesamt arbeitete sie 19 Jahre mit den Schwestern zusammen, danach war über 30 Jahre lang Dorfleiter Wolfgang Hodbod ihr Chef.

Zum Bild: Nachdem er vor Bewunderung vor der Lebensleistung von Lissi Hochreiter auf die Knie gegangen war, überreichte Kinderdorf-Verwaltungsleiter Hannes Klapos der Heimerzieherin zu ihrem 50-jährigen Dienstjubiläum einen Pokal. 

In der Zeit hat sich viel zum Positiven geändert, weiß die Heimerzieherin aus eigener Erfahrung: „Als ich anfing, waren 2 bis 2,5 Fachkräfte in einer Kinderdorffamilie, die aus 10 – 12 Kindern bestand, da konnte man sich gar nicht so intensiv um die Betreuten kümmern. Alles, was wir zum Leben benötigt haben, bekamen wir damals von den Schwestern aus dem Haupthaus. Heute leben die Gruppen viel selbständiger, dadurch eignen sich die Kinder leichter Alltagskompetenzen an, wenn sie mit uns einkaufen und wir gemeinsam kochen. Wir machen gerne Ausflüge und fahren alle zusammen in den Urlaub.“

Die Nähe und starke Verbindung zu einer Bezugsperson, die für die Kinder so wichtig sind, das ist es, was ihr an ihrem Beruf bis heute gefällt. Insgesamt leitete Hochreiter 14 Jahre lang als Hausmutter verschiedene Wohngruppen und hat Generationen von Mädchen und Jungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Einige ihrer damaligen Kinder sind heute bereits Großeltern. Bei einem Kind eines Ehemaligen war sie Taufpatin, zu einer Frau, die damals als 10-monatiges Baby ins Kinderdorf kam, hat sie - wie zu einigen anderen - noch immer Kontakt. Deshalb mag Lissi Hochreiter das Ehemaligenfest so gerne, das alle fünf Jahre stattfindet. „Da umarmt dich einer nach Jahrzehnten und sagt: „Grüß dich, Lissi, wie geht’s dir? Das ist doch schön!“

Dort erfährt man dann auch, was aus den Ehemaligen geworden ist. Der eine hat seinen Meister gemacht, der andere führt einen eigenen Betrieb. Viele zeigen rückblickend ihre Dankbarkeit für die Zeit im Kinderdorf. Regelmäßig bekommt sie beispielweise Besuch von jungen Erwachsenen, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlingen nach Irschenberg gekommen waren und heute in Miesbach und Umgebung arbeiten. Das macht sie glücklich, denn sie weiß, wofür sie das alles gemacht hat.

Noch heute arbeitet sie in Teilzeit in einer Kinderdorffamilie in Haus 9, in der sie einen langjährigen Bezug zu den Kindern und Jugendlichen hat. „Und solange die Kinder und die Kollegen sich freuen, dass ich komme, gehe ich gerne in die Arbeit“, sagt Lissi Hochreiter. Nach wie vor genießt sie die Gemeinschaft, den Zusammenhalt und schätzt es, dass sie sich immer noch einbringen und ihre Hobbies mit den Kindern teilen kann.

Die heutige Dorfleiterin Pia Klapos ehrte die Jubilarin in einer kleinen Überraschungsfeier mit ihrem Leitungsteam, in der sie Frau Hochreiter als großes Vorbild für die Dorfgemeinschaft bezeichnete und dabei betonte: „50 Jahre in unserem Kinderdorf, da kann man nur den Hut davor ziehen. Elisabeth stellt sich mit großem Herz und Leidenschaft jeden Tag in den Dienst unserer Kinder und Jugendlichen, weil sie ihre Arbeit liebt und genau weiß, dass unsere Kinder sie brauchen. Ich kann mich nur für so viel Einsatz und Engagement bedanken.“