Uganda Dialogreise Caritas international 2024 – Caritas Kinderdorf Irschenberg

 

Pressebericht Uganda Dialogreise Caritas international 2024 ***

Caritas international besuchte Projekte in Uganda – Pia Klapos aus dem Caritas Kinderdorf in Irschenberg war Mitglied der Reisedelegation.

 

Junge Frauen und junge Mütter werden von der Caritas Gulu im Norden Ugandas im Rahmen der Sozialarbeit betreut. Bild: Marijn Fidder/Caritas international

Dialogreise mit Caritasvertretern aus ganz Deutschland soll besuchtes Land in den Fokus rücken, die dortige Caritas-Arbeit bekannter machen und Unterstützung erzielen

(Gulu (Uganda), Freiburg, Irschenberg). Eine kaum zu beschreibende Vielzahl an ganz unterschiedlichen Eindrücken brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Dialogreise von Caritas international mit, die in diesem Jahr nach Uganda in Zentral-Ostafrika geführt hatte. Einmal jährlich lädt Caritas international deutschlandweit so genannte Multiplikatoren aus der Caritas zu einer solchen Exkursion ein – zum Beispiel Geschäftsführer und Personen aus Vorständen und Leitungen von Verbänden und Einrichtungen. Durch Projektbesuche im Zielland und Austausch mit den Akteuren vor Ort soll das Augenmerk der jeweiligen Reisegruppe auf die dortige wertvolle Caritas-Arbeit gerichtet werden.

Junge Frauen und junge Mütter werden von der Caritas Gulu im Norden Ugandas im Rahmen der Sozialarbeit betreut. Bild: Marijn Fidder/Caritas international

Durch die späteren Reiseberichte und die Öffentlichkeitsarbeit der Reiseteilnehmer sollen anschließend dann auf breiterer Basis Interesse an der internationalen Caritas-Arbeit erzielt sowie um Unterstützung für die Projekte speziell im besuchten Land geworben werden.

Für das Caritas Kinderdorf in Irschenberg war Dorfleiterin Pia Klapos mit auf die Uganda-Reise gegangen. Sie zeigte sich nach der Rückkehr insgesamt tief beeindruckt von den Erlebnissen: „Es ist eine sehr wertvolle Erfahrung für uns alle gewesen, einmal gewissermaßen über den eigenen Tellerrand zu schauen und zu sehen, wie die Caritas in solchen Ländern arbeitet, wo Lebensbedingungen für viele Menschen deutlich härter und die Rahmenbedingungen für soziale Arbeit wesentlich schwieriger sind. In dieser Hinsicht war es schön zu sehen, in welchem Umfang die Caritas in Nord-Uganda tätig ist, und welche Erfolge sie mit ihrer Arbeit erzielen kann“.

Die Gruppe, die seitens Caritas international durch den Leiter des Caritas-Hilfswerks, Dr. Oliver Müller, und dem zuständigen Länderreferent Ivo Körner begleitet wurde, reiste für ihr Besuchsprogramm in den Norden des Landes nach Gulu. Mit der dortigen Caritas der Erzdiözese Gulu arbeitet Caritas international bereits seit den 90er Jahren des vorherigen Jahrhunderts zusammen. Ursprünglicher Anlass der Kooperation war der damals noch herrschende Bürgerkrieg im Norden Ugandas, der durch die Kindersoldaten traurige Berühmtheit erhalten hatte. Die Caritas kümmerte sich um die Opfer des Bürgerkriegs, um Kindersoldaten, die aussteigen wollten, und um eine Heilung der von Hass und Gewalt geschüttelten Gesellschaft.

Auch heute ist die Caritas-Arbeit in Gulu teilweise noch von den Folgen des Bürgerkriegs bestimmt. So sorgt sich die Caritas in einem Projekt um nachhaltige Veränderungen im Gefüge der ländlichen Gemeinschaften: Frauen und Kinder sollen durch Aufklärungsarbeit, pädagogische und juristische Beratung und Begleitung in ihren Rechten gestärkt und vor Gewalt geschützt werden. Durch Etablierung von Komitees sollen Fälle von Gewalt und Vermeidungsstrategien in den Gemeinschaften direkt besprochen und aufgearbeitet werden. Auch Männer sind in den Prozess dieses erwünschten gesellschaftlichen Wandels hin zu einer gleichberechtigteren Ordnung für alle mit einbezogen. So übernehmen so genannte Rollenmodell-Männer, die sich in ihrem Verhalten durch Gewaltverzicht, Empathie und in Bezug auf ihre Kinder durch liebevolle Erziehung auszeichnen, eine anleitende Funktion für andere, stehen für Gespräche und zur Unterstützung von Familienvätern bereit, die es ihnen gleichtun wollen.

Ein anderer Arbeitsschwerpunkt der Caritas Gulu ist die Betreuung von Flüchtlingen, die ins Land kommen. Uganda ist umgeben von instabilen Ländern wie Kongo oder dem Südsudan. Flüchtlinge sind in beispielhafter Weise willkommen, Ugandas Grenzen sind offen – kein Wunder, dass das gar nicht so große Land eines der wichtigsten Flüchtlingsziele der Welt ist.

Im Norden Ugandas sind es vor allem Südsudanesen, die über die Grenze kommen. In Flüchtlingssiedlungen erhalten sie in Form einer Art kostenloser Pacht Landparzellen von 30 auf 30 Metern, wo sich die Familien niederlassen können. Geld erhalten sie nicht, das heißt, jeder Flüchtling ist gefordert, sich selbst zu versorgen.

Die Caritas Gulu setzt an dieser Stelle mit ihrer von Caritas international unterstützten Arbeit an: Geflüchtete können bei ihr ein landwirtschaftliches Training mit Nutzpflanzenanbau und Tierhaltung erfahren, so dass nach der Schulung der eine oder andere Flüchtling tatsächlich als Landwirt tätig wird und sich um größere Anbaufläche bemüht. Erfolgreiche Ernten bedeuten gleichermaßen Ernährung der eigenen Familie und Erzielung von Erträgen durch Verkauf des Überschusses. Tierhaltung wiederum bringt – ebenfalls für Eigenbedarf und Verkauf – tierische Produkte wie Eier, Milch und natürlich auch Fleisch.

Über die Schulter geschaut: Durch berufliche Trainings sollen die jugendlichen Flüchtlinge eine Perspektive für eine wirtschaftliche Unabhängigkeit erhalten. (C. Scharf/Caritas).Für jugendliche Flüchtlinge wiederum bietet die Caritas Gulu mehrmonatige Kurz-Berufsausbildungen an, die zentral in Berufsschul-Internaten durchgeführt werden. Zur Auswahl stehen Kurse wie Motortechnik, Catering und Restaurant/Hostel, Friseurhandwerk, Tischlerei und Maurer, in die sich die interessierten Jugendlichen einwählen können. Mit dem erworbenen Zertifikat können sie in der jeweiligen Branche selbstständig tätig werden und sogar weitere junge Leute zur Ausbildung anwerben und dabei begleiten.

Die deutsche Reisegruppe lernte mehrere „Alumni“ dieser Ausbildungsgänge kennen, die sich inzwischen beispielsweise mit kleinen Tischlereibetrieben, Zweiradwerkstätten oder Friseursalons selbstständig gemacht hatten. Eine junge Frau aus dem Catering-Kurs bietet nun verschiedene Leckereien zum Verkauf an und hat ein gut frequentiertes Zeltrestaurant eröffnet. So geht die Caritas-Rechnung auf, dass junge Menschen mit Perspektive ihr Leben in die Hand nehmen und durchstarten.

Über die Schulter geschaut: Durch berufliche Trainings sollen die jugendlichen Flüchtlinge eine Perspektive für eine wirtschaftliche Unabhängigkeit erhalten. (C. Scharf/Caritas).

Die Caritas Gulu operiert in ihrer Flüchtlingshilfe eng mit staatlichen Stellen: In jeder Flüchtlingssiedlung ist eine staatliche, von der Regierung eingesetzte Leitungsperson erster Ansprechpartner für sie – so auch in der friedensstiftenden Projektarbeit, die in den Flüchtlingssiedlungen unverzichtbar ist. Denn viele Menschen bringen ihre Ängste und Konflikte, die Anlass zur Flucht waren, aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Südsudan mit in ihr Gastland Uganda. Die Caritas rekrutiert Friedensstifter – oft sind es Frauen – die in den Gemeinschaften schwelende Konflikte unter den Bewohnern identifizieren und bearbeiten, die involvierten Personen ansprechen und gemeinsam Lösungen suchen. Das Rezept für die Arbeit der Friedensstifter beinhaltet Formeln von gewaltfreier Kommunikation und sachlicher Betrachtung der Ursachen von Auseinandersetzungen.

In den Flüchtlingssiedlungen könne man die politischen Verwerfungen aus dem Südsudan außen vorlassen; hier könnten alle friedlich nebeneinander leben – so die einfache Botschaft. Die deutschen Caritas-Gäste konnten dabei an der lebensfrohen Atmosphäre in den von der Einwohnerzahl her stattlichen Flüchtlingssiedlungen wahrnehmen, dass die Friedensarbeit offensichtlich Früchte trägt. Auch mit den ugandischen Gastgemeinschaften ist manchmal natürlich Gespräch und Ausgleich nötig, denn mancherorts ist die Bewohnerquote zwischen Heimbevölkerung und Südsudanesen mittlerweile paritätisch – dass es dann zu Auseinandersetzungen, etwa über die zur Verfügung stehenden Ressourcen (Brennholz, Brachland) kommen kann, ist gut nachvollziehbar.

Auch andere Hilfsprojekte der Caritas Gulu wie etwa die Arbeit mit Familien, in denen Kinder an der sehr seltenen so genannten Nick-Krankheit leiden, die nur im Südsudan, Nord-Uganda und in einem kleinen Zipfel von Tansania vorkommt und womöglich durch Parasiten oder eine Infektion ausgelöst wird, beeindruckte die Gäste tief. Bei den betroffenen Familien der Nick-Krankheit sorgt die Caritas dafür, dass sich die Menschen nicht alleingelassen fühlen, und sie regt den Aufbau von Selbsthilfestrukturen an, denn nickkranke Kinder brauchen stets Betreuung, da sie epileptische Anfälle erleiden können und sehr unberechenbar in ihren Handlungen sind. Leider ist die Krankheit noch unheilbar und führt zu immer mehr geistigen und körperlichen Einschränkungen – bis hin zum Tod.

Die Reisegruppe war sich in ihrer Schlussbetrachtung zum Ende der Reise darin einig, dass die Caritas Gulu herausragend aufgestellt ist und die von Caritas international unterstützten Projekte mit aller Sorgfalt und zum Wohle der Menschen in Nord-Uganda durchführt. Die Zusammenarbeit solle daher in allen Bereichen unbedingt fortgesetzt werden, denn – das war bei dem Besuch auch deutlich geworden – „…die Projekte helfen nicht nur einzelnen Menschen, sondern sie haben für das zentral-ostafrikanische Land auch eine nicht zu unterschätzende gesellschaftsstabilisierende Funktion, was in der konfliktbeladenen Weltregion Zentralafrika einen hohen Wert darstellt“, so Pia Klapos in ihrem ganz persönlichen Schlussresümee.

Zum Reiseblog -> https://www.dicvfulda.caritas.de/pressemitteilungen/siebter-tag-29.30.11.24-heimreise-voller-eindrueck/2900980/


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